Wien – Donaudelta 2005 Woche 2

2. Woche (von Budapest nach Novi Sad, ca. 406 km)

Nach einer Woche genauer und detaillierter Angaben aus dem bikeline-Führer sind wir nun für die kommenden Wochen auf unsere eigenen gesammelten Notizen (Dank an die diversen ReiseberichterstatterInnen!) angewiesen. Für Ungarn haben wir eine Michelin-Karte 1:400’000 (Nr. 732), die sich als sehr geeignet erweist. Für Serbien eine Karte 1:500’000 von Gizimap. Zusätzliche Unterstützung gibt das GPS 60CS von Garmin. Zwar sind keine besonderen GPS-Karten für Osteuropa verfügbar, aber in der so genannten Base-Map, die standardmässig geladen ist, sind erstaunlich viele Dörfer erfasst. Wir können so unseren Standort immer ziemlich genau feststellen, nur die Strassen müssen wir selber finden!
Zudem hat uns in Komarom eine nette Mitarbeiterin an der Rezeption eine Radkarte von Ungarn geschenkt, die uns bei der Streckenfestlegung zusätzlich hilft.

Budapest – Insel Csepe – Tars – Szalkszentmarton  (6. Etappe, So 3.7.2005, 5:00 h, ca. 77 km)

Wohin der Wind uns weht
Bei herrlichstem Wetter und leergefegten Strassen verlassen wir am Sonntagmorgen Budapest. Wir folgen der Donau und wechseln nach einigen Kilometern auf die Insel Csepe. Riesige Wohnsiedlungen reihen sich aneinander und wir haben das Gefühl, dass die Stadt nicht enden will. Als wir Budapest endlich hinter uns haben, folgte die nächste Ueberraschung. „Auchan“, eine Supermarktkette, die wir aus Frankreich kennen, hat einen riesigen Laden aufgestellt.
 Auf dem grossen Parkplatz verlieren sich die wenigen Autos, die Leute kommen mit dem Linienbus einkaufen. Der Laden mit 50 Kassen ist heute sicher noch viel zu gross, aber da wird wohl auf die Zukunft gesetzt.Nach der Unterquerung der Autobahnumfahrung wird es schnell ruhiger auf den Strassen und die Landwirtschaft gewinnt die Oberhand. Ein hilfreicher Rückenwind schiebt uns durch die Gegend. Wir passieren Rackeve, welches zwar über Hotels verfügt, aber nach dem Ruhetag wollten wir etwas weiter fahren. Nach Makad passieren wir einen (fast wilden) Campingplatz, entlang der Donau. Am Ende der Insel ist ein kleines Kraftwerk mit einem Uebergang für Fussgänger und Radfahrer Richtung Tass. Dieser Uebergang ist auf den wenigsten Karten ersichtlich, aber es gibt ihn tatsächlich.
Superwetter beim Verlassen von Budapest Getreide fast bis zum Horizont
Da es in Tass keine Unterkunft geben soll, fahren wir auf der „51“ weiter und stossen bereits nach 5 km bei Szalkszentmarton auf ein Motel, welches einen guten Eindruck macht. In einem sauberen Zimmer (ca. 20 Euro) verbringen wir nach einem feinen Essen eine gute Nacht.
Szalkszentmarton – Kalocsa – Fajsz (7. Etappe, Mo 4.7.2005, 5:10 h, ca. 74 km)

Stillgelegte Fähre
Das schöne Wetter ist weiterhin unser Begleiter und auch der Wind schiebt weiter von hinten.
Wir folgen weiterhin der „51“ und staunen, dass bereits nach etwa 10 km ein weiteres Motel steht. Wir verpflegen uns laufend in Dorfläden und erreichen am frühen Nachmittag Kalocsa, der grösste Ort am heutigen Tag.
Eine grosse Orientierungstafel macht uns klar, dass wir hier keine Unterkunft finden würden, was uns von Passanten bestätigt wird. Zwei um Geld bettelnden Knaben offerieren wir von unseren Süssigkeiten, aber nur einer ist interessiert.
Wir machen uns weiter Richtung Süden und nach 13 km erreichen wir die Abzweigung zum Dorf Fajsz. Doris macht am Dorfrand Pause, während ich die rechteckig angelegten Strassen nach einer Unterkunft suchend, abfahre. Ein Cabriolet mit Wiener Schildern wird schliesslich unsere „Rettung“. Der pensionierte Ungar, der sowohl hier wie auch in Wien lebt, erklärt mir, bei welcher Gaststätte auch Zimmer vermietet würden. (Auf der Einfahrtsstrasse ins Dorf nach etwa 2-300m auf der rechten Seite. Die Gaststätte befindet sich im Untergeschoss)Mit Händen und Füssen mache ich darauf dem freundlichen Gastwirt klar, was ich suche. Schliesslich verstehen wir uns bestens und wir erhalten für 12 Euro ein einfaches Zimmer mit Dusche/WC einen Stock höher. Stolz zeigt uns der Hausherr seine zwei Pferde und eine halbe Stunde folgen wir seiner Frau nach, die uns die Pferde nochmals zeigt!

Bereit zum Auftanken Knoblauch gegen Vampire?

Vor dem Essen rekognosziere ich für den Folgetag noch den Weg auf dem Damm und schaue mir noch die Anlegestelle der stillgelegten Fähre an. Achtung ! Auf vielen Karten wird diese Fährverbindung immer noch geführt. Sie ist aber wegen der nahe gelegenen neuen Autobahnbrücke nicht mehr in Betrieb.

Fajsz – Baja – Dunalfalva (Fähre) – Mohacs (8. Etappe, Di 5.7.2005, 5:05 h, ca. 75 km)

Mehrverkehr
Am nächsten Morgen staunen wir nicht schlecht. Im Zentrum ist Markt und wir treffen unsere Wirtin, die uns ihr Kleidergeschäft und ihre zweite Gaststätte zeigt. Eine sehr arbeitsame Person!
Nach unserem morgendlichen Einkauf folgen wir wieder dem Damm, der gut befahrbar ist. Die ersten km sind ungeteert, danach mit neuem Belag fast perfekt!
In Baja fahren wir über den Hauptplatz, an welchem das Hotel Dunaliegt. Wir folgen der „51“ um kurz vor Ortsende nach rechts, Richtung Szeremle abzubiegen. Beim Dorfeingang wechseln wir wieder auf den Damm und lassen Szeremle links liegen.

Bei Dunalfalva entschliessen wir uns auf die Fähre zu warten, um auf der rechten Donauseite weiter zu fahren. Diese Idee erweist sich als ein Flop. Die Strasse „56“ ist recht stark befahren und während wir neben den Spurrinnen balancieren, donnern die Brummis an uns vorbei. Zudem sind die 15 km noch leicht hügelig, etwas, was wir gar nicht mehr gewohnt sind.

…und alle fahrtüchtig, wohlverstanden! Die Donaufähre nach Dunaszekcsö

Im Stadthaus von Mohacs erhalte ich einen kleinen Stadtplan mit den drei eingezeichneten Hotels. Wir entscheiden uns für das Schönste, dasjenige bei der Fährstation und geniessen wieder einmal etwas Wohlstand.
Um dem lästigen Lastwagenverkehr zu entgehen, beschliessen wir am Abend, unsere Reise direkt über Serbien fortzusetzen und nicht wie eigentlich geplant durch Kroatien und dann nach Novi Sad.

Mohacs (Fähre) – Sombor (SCG) (9. Etappe, Mi 6.7.2005, 3:20 h, ca. 54 km)

Durchs ruhige Grenzland nach Serbien
Nach dem Frühstück geht es zuerst einmal mit der Fähre, direkt neben dem Hotel, zurück ans linke Ufer. Die Nebenstrassen sind wie leergefegt und wir geniessen bei angenehmem Wetter die Fahrt zur Grenzstation bei Back Breg. Wie auf der ganzen Reise sind die Zollbeamten auch hier sehr freundlich, nachdem sie uns über unser Reiseziel ausgefragt haben. Wir wechseln noch etwas serbischen Geld und erhalten noch einen Prospekt über Sombor (unser heutiges Ziel) in die Hand gedrückt.Wir sind schon kurz nach Mittag in Sombor und haben das Hotel im Zentrum schnell gefunden. Es befindet sich im höchsten Gebäude und heisst neu „Internacional“  (früher Sloboda). Die Sanierung ist in vollem Gang und wir erhalten ein schönes Zimmer in einem der obersten Stockwerke. Die Fahrt mit dem Lift entpuppt sich als ein Erlebnis für sich. Die Kabine hat auf beide Seiten Ausgänge. Klapptüren sollen sichern, dass man nicht am Schacht hängen bleibt. Nur, nach der Wahl des Stockwerks, müssen beide Klappen Richtung Schacht gedrückt werden, damit der Lift nicht mangels Kontakten stehen bleibt. Dank meiner Spannweite geht alles glatt.

An der Grenze Ungarn/Serbien Kommt der Formel 1-Nachwuchs bald aus Sombor?

Ein Teil des Zentrums ist den Fussgängern vorbehalten und so geniessen wir den Stadtrundgang und die schon fast südländische Atmosphäre in den Strassencafés.

Sombor – Bac – Karadesovo (10. Etappe, Do 7.7.2005, 4:00 h, ca. 60 km)

 

Keine besonderen Vorkommnisse
Ueber diesen Tag weiss ich eigentlich nicht allzu viel zu erzählen. Wir haben unsere Kilometer abgespult und ab Mittag nach einer Unterkunft Ausschau gehalten.Bei Bac wartet Doris wieder am Dorfrand, während ich mich auf die Suche nach einem Hotel mache. Ein Wegweiser schickt mich ans andere Dorfende, wo ich bei einem schönen Restaurant „anklopfe“.
Die schicken mich leider drei Häuser weiter, wo tatsächlich so etwas wie eine Pension steht (sie heisst Jagdhaus oder so ähnlich). Drei Männer sitzen herum und zwei zeigen mir ein sehr schmuddliges Zimmer. Die Nasszelle sieht noch schlimmer aus. Auf meine Frage nach dem Preis entsteht eine längere Diskussion auf serbisch bis mir 20 Euro pro Person ohne Frühstück angeboten werden.
Wir entscheiden uns weiterzufahren und stossen bald auf ein Feriencamp, wo wir zum gleichen Preis ein ganzes 3-Zimmer Holzhaus für uns allein bekommen.

Hier wird Baumaterial getrocknet Ein ganzes Haus für uns

 

Karadesovo – (querfeldein) – Novi Sad (11. Etappe, Fr 8.7.2005, 5:20 h, ca. 66 km)

Querfeldein
Es hat auf unserer Reise ab und zu langweilige Tage gegeben. Dieser gehört definitiv nicht dazu. Wir machen uns früh auf den Weg, mit der Absicht, Novi Sad noch vor dem Mittag zu erreichen. Doch aus der geschätzten Fahrzeit von 3,5 Stunden wird nichts.Gemäss einer Karte gibt es eine Strasse von Tovarisevo nach Silbas, die uns einen Umweg ersparen könnte. Da die Nebenstrassen häufig nicht beschildert sind, fragen wir, als wir das erste Mal unsicher sind, noch jemanden. Aufgrund des GPS merken wir, dass die Richtung falsch ist, und wir zu nördlich kommen. Jeder normale Mensch wäre jetzt einfach umgekehrt, aber was heisst schon normal.
Mit Hilfe des GPS wissen wir zwar immer wo wir sind, nur die Wege werden zu Pfaden und hören bei einer Bahnlinie ganz auf. Wir buckeln unsere Last über den Bahndamm und stossen bald wieder auf Pfade, die sich in Wege verbreitern und nach anderthalb Stunden haben wir die 8 km zur gewünschten Strasse tatsächlich geschafft!

Plötzlich war der Weg verschwunden Abend in Novi Sad

Müde erreichen wir am Nachmittag Novi Sad, eine ziemlich lebhafte Stadt. Eigentlich haben wir geplant im Zentrum im Hotel Vojvodina zu nächtigen. Wegen eines grossen Musik-Festivals ist alles besetzt und wir landen im Hotel Park, einer guten Adresse in Novi Sad, und erst noch zu einem vernünftigen Preis.
Wir spazieren am Abend noch in der sehr belebten Innenstadt und finden in einer Seitenstrasse ein ruhiges Restaurant. Wie immer an Ruhetagen schlafen wir am nächsten Morgen aus, bevor wir uns zu einer Stadtbesichtigung auf den Weg machen.