Wien – Donaudelta 2005

Von Wien zum Donau-Delta im Sommer 2005

Der Idee einer Radreise mehrheitlich abseits der Touristenströme hat unsere Reise im Wesentlichen entsprochen. Wir sind mit dem Zug von Zürich nach Wien gefahren und ab Wien etwa 2000 km bis zum Donaudelta geradelt. Abgesehen von einigen nächtlichen Gewittern, einem regnerischen Tag sowie 2 – 3 mal kurzer Regen, haben wir immer gutes Wetter erlebt. Wir hatten kaum Gegenwind, nur einige Tage war es unerträglich heiss. Wir wechselten einige Male die Seite der Donau und kamen so durch Oesterreich, Slowakei, Ungarn, Serbien, Bulgarien und Rumänien. Für die Rückreise wählten wir den Luftweg von Bukarest nach Zürich.

Für die Vorbereitung der Reise stützten wir uns auf Informationen aus verschiedensten Reiseberichten, die uns vor allem bei der Suche nach Unterkünften einige Hinweise gaben. Die Strecke hatten wir grob festgelegt, die einzelnen Etappen aber erst unterwegs für 1 – 3 Tage näher definiert. Wir hatten uns vorgenommen täglich 4 – 5 Stunden Rad zu fahren (reine Fahrzeit). Zwischen knapp 3 und gut 7 Std. hat es dann alles gegeben. Nachfolgender Bericht enthält die genaue Route und unsere subjektiven Erfahrungen mit den gefundenen Unterkünften.

1. Woche (von Wien nach Budapest, 5 Etappen, ca. 332 km)

2. Woche (von Budapest nach Novi Sad, 6 Etappen, ca. 406 km)

3. Woche (von Novi Sad nach Orsava, 5 Etappen, ca. 362 km)

4. Woche (von Orsava nach Oltenita, 8 Etappen, ca. 555 km)

5. Woche (von Oltenita zum Donau-Delta, 6 Etappen, ca. 346 km)

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Wien – Donaudelta 2005 Woche 1

1. Woche (von Wien nach Budapest, ca. 332 km)

Nach der Zugsfahrt von Zürich sind wir vom Wiener Westbahnhof zu unserer Unterkunft im Kolpinghaus an der Bendlgasse 10-12  gefahren um anschliessend die Ferien bei einem Nachtessen in der Wiener Innenstadt so richtig zu beginnen.

Für die Strecke bis Budapest haben wir uns an den Radführer von Bikeline (Donau-Radweg, Teil 3, ISBN 3-85000-078-8) gehalten, der uns eine Fülle von Informationen liefert.

Wien – Hainburg  (1. Etappe, Mo 27.6.2005, 4:30 h, ca. 59 km)

 Endlich geht es los!
Nach einem kurzen Frühstück geht es verkehrsreich (zum letzten Mal für eine Woche) zum Prater und für Radfahrer gut signalisiert über die Donauinsel auf die linke Uferseite zu den Donau-Auen. Anfangs werden wir von vielen Tagesausflüglern überholt, die uns später wieder entgegenkommen.
Blick zurück nach Wien Donauauen, alter Donauarm

Unser Abstecher in die Auen ist wegen der Stechmücken sehr kurz ausgefallen und wir beschränken uns auf die Beobachtung der alten Donauarme vom Radweg (Damm) aus. Obwohl wir es sehr ruhig angehen liessen, muss mein linkes Knie mit einigen Dehnungsübungen an die neuen Anforderungen gewöhnt werden. Die Uebungen habe ich einige Tage prophylaktisch fortgesetzt, die Schmerzen waren zum Glück nach dem 1. Tag verschwunden.

Nach 20 km noch gut Lachen Hainburg, Blutgasse

Die erste Nacht verbringen wir in Hainburg im Gasthof zum goldenen Anker, wo wir uns nach einem ausgezeichneten Nachtessen in einem schönen Zimmer (66 Euro) erholen.

Hainburg – Bratislava (SVK) – Gabcikovo (2. Etappe, Di 28.6.2005, 5:10 h, ca. 74 km)

 Der erste Hitzetag
Dank der Hanglage von Hainburg beginnt der Tag gleich mit einer kleinen Steigung. Auf guten Radwegen geht es nach Bratislava, dessen Innenstadt herausgeputzt und während der Mittagszeit sehr belebt ist.
Die Burg, das Wahrzeichen von Bratislava Bratislava, Altstadt

Nach einer kurzen Besichtigung kreuzen wir noch zweimal die Donau (Der Radweg will es so) bevor wir der linken Flussseite auf dem Damm folgen.

Es ist heiss geworden und Doris kühlt sich in der Donau ab, während ich das Gleiche im Schatten in einer Gastwirtschaft versuche. Danach geht es weiter auf dem Damm, der im Vergleich zum Umland immer höher wird. Bei Horny Bar verlassen wir diesen, um im nächsten Dorf (Trstena) nach einer Pension zu suchen. Leider waren beide Zimmer schon vermietet, so dass wir trotz leicht aufkommender Müdigkeit bis Gabcikovo weiterfahren. Dort ist in der Nähe der Hauptkreuzung im Dorf eine Pension signalisiert. Für 30 Euro beziehen wir ein sauberes Zimmer und können uns in der dazugehörigen Gaststätte günstig und schmackhaft verpflegen.

Gabcikovo – Komarno (SVK) – Komarom (HUN) (3. Etappe, Mi 29.6.2005, 4:35 h, ca. 69 km)

 Plattfuss
Gleich als erstes fahren wir heute zum Staudamm des umstrittenen Donaukraftwerkes Gabcikovo , welcher sich imposant über die ganze Breite des Tales hinzieht. Und wieder geht es kilometerlang gerade aus. Zwar nicht immer direkt an der Donau, doch so wirklich spannend ist es nicht.
Der Donaudamm, kilometerlang schnurgerade Das Donaukraftwerk Gabcikovo

Nach Medved’ov bleiben wir auf dem signalisierten Radweg. Der Bikeline-Führer hätte uns lieber über Nebenstrassen geführt. Vor Cicov wird der Weg immer schlechter, so dass wir auf die Strasse im „Landesinnern“ wechseln, die doch etwas Abwechslung bringt. Nach Malé Kosihy finden wir uns wieder auf dem Damm, der nun äusserst mühsam zu befahren ist. Nach ein paar Kilometer haben wir genug von den mit Schotter gefüllten Spurrinnen und dem ständigen Balancieren. Wir verlassen den Dammweg. Noch bevor wir die Verbindungsstrasse erreichen, beginnt mein Hinterrad zu schlingern. Ich pumpe etwas nach, um nach 10 Minuten festzustellen, dass ohne Flicken nichts zu machen ist. Wenigstens ist das Loch so gross, dass ich es ohne Radwechsel lokalisieren kann. Der Uebeltäter ist ein hässlicher Dorn, der sich durch die Seitenwand des Reifens gebohrt hat.

Danach erreichen wir mit kräftigem Rückenwind Komarno, wo wir uns zuerst in einem neu gebauten Café mit einem Eis stärken (und ich in Ruhe meine Hände waschen kann). Komarno ist recht verkehrsreich.  Wir passieren die Grenze nach Ungarn in die Schwesterstadt Komarom und finden den angestrebten Campingplatz dank Schildern problemlos. Angesichts des drohenden Gewitters und der Tatsache, dass ein Doppelzimmer inkl. Thermalbadbenutzung „nur“ etwa 30 Euro kostet, entscheiden wir uns für die Bequemlichkeit. Im angrenzenden Restaurant kommen wir dann noch zu einem ausgezeichneten Nachtessen.

Komarom – Esztergom – Dömös (4. Etappe, Do 30.6.2005, 4:30 h, ca. 71 km)

 Camping
Der nächtliche Regen verzieht sich vor unserer Abfahrt rechtzeitig, es bleibt aber bis gegen Mittag kühl und bewölkt. In Ungarn ist das allgemeine Verkehrsaufkommen etwas grösser als in der Slowakei. Allerdings sind über längere Strecken Radstreifen angelegt, was die Fahrt etwas angenehmer gestaltet. Bei der Ortschaft Tát biegen wir links nach Esztergom ab, worauf der Verkehr stark abnimmt. Nach einem kleinen Snack besichtigen wir die markante Kathedrale auf dem Hügel.
Esztergom, vom Hügel der Kathedrale Das Donauknie beim Camping in Dömös

Für die Weiterfahrt zeigt sich sogar die Sonne und bis wir den Campingplatz in Dömös erreichen, erfreut uns eine laue Temperatur. Das Zelt ist schnell aufgestellt und eingerichtet und wieder kommen wir zu einem feinen und günstigen Abendessen im Campingrestaurant.

Der Campingplatz wie auch seine Einrichtungen sind ausgesprochen sauber und zu empfehlen. Der Platz ist jeweils vom 1. Mai – 15. Sept. geöffnet. Wir bezahlten etwa 12 Euro.

Dömös – Budapest  (5. Etappe, Fr 1.7.2005, 4:50 h, ca. 59 km)

Verkehrslawine
Bei gutem Wetter machen wir uns frühzeitig auf den Weg und kaufen uns in Visegrad unser Frühstück. Eigentlich wollten wir unsere Fahrt auf der Insel Szentendrei sziget fortsetzen, doch eine ganze Stunde wollen wir nicht auf die Fähre warten und bleiben deshalb am rechten Donauufer.
Wir erreichen gegen Mittag Szentendre und schieben unsere Fahrräder durch die Touristenströme. Szentendre ist als Künstlerstadt bekannt geworden und bietet neben einigen Museen, Kirchen, viel Shopping und eine grosse Zahl von Gaststätten. Nach einem leichten Mittagessen wird erstmals ein Bancomat getestet. Ohne Komplikationen spuckt er die gewünschte Menge Forinth aus und wir fühlen uns für die Weiterfahrt gerüstet.Ab Szentendre gibt es bis Budapest Radwege die einigermassen gut signalisiert sind.
Die Verkehrslawine nimmt mit jedem Kilometer Richtung Zentrum zu und an Kreuzungen müssen wir immer wieder warten. Die Karte im bikeline-Führer erweist sich nur beschränkt als Hilfe.Durch fehlerhaftes Kartenlesen landen wir auf der ersten der beiden Donauinseln und merken dies auch beim verlassen derselben nicht. So folgt eine kleine Irrfahrt durch die Hügel von Buda bis wir ziemlich entkräftet den angestrebten Südbahnhof finden. Leider ist das „info“-Signet zu diesem Bahnhof im Bikeline-Führer eine Ente. Nur Zugsauskünfte kann man einholen und diese nur auf ungarisch.
Budapest, Parlament Budapest, Kettenbrücke

Nur eine schnelle Lösung kann unsere Stimmung noch heben und so quartieren wir uns im nahe gelegenen ****Hotel „Mercure Buda“ ein, was uns die beiden teuersten Nächte unserer Reise beschert.

Immerhin, unser Ruhetag ist gerettet und wir trösten uns, dass der gleiche Komfort in der Schweiz noch viel teurer wäre. Nach ausgiebigem Schlaf besichtigen wir, unter tausenden von anderen Touristen, Budapest (die Räder bleiben im Hotel) . Zum letzten Mal für längere Zeit ist es stark bewölkt und den ganzen Tag über droht der Himmel mit Regen, der dann aber glücklicherweise erst am Abend beginnt.

Wien – Donaudelta 2005 Woche 2

2. Woche (von Budapest nach Novi Sad, ca. 406 km)

Nach einer Woche genauer und detaillierter Angaben aus dem bikeline-Führer sind wir nun für die kommenden Wochen auf unsere eigenen gesammelten Notizen (Dank an die diversen ReiseberichterstatterInnen!) angewiesen. Für Ungarn haben wir eine Michelin-Karte 1:400’000 (Nr. 732), die sich als sehr geeignet erweist. Für Serbien eine Karte 1:500’000 von Gizimap. Zusätzliche Unterstützung gibt das GPS 60CS von Garmin. Zwar sind keine besonderen GPS-Karten für Osteuropa verfügbar, aber in der so genannten Base-Map, die standardmässig geladen ist, sind erstaunlich viele Dörfer erfasst. Wir können so unseren Standort immer ziemlich genau feststellen, nur die Strassen müssen wir selber finden!
Zudem hat uns in Komarom eine nette Mitarbeiterin an der Rezeption eine Radkarte von Ungarn geschenkt, die uns bei der Streckenfestlegung zusätzlich hilft.

Budapest – Insel Csepe – Tars – Szalkszentmarton  (6. Etappe, So 3.7.2005, 5:00 h, ca. 77 km)

Wohin der Wind uns weht
Bei herrlichstem Wetter und leergefegten Strassen verlassen wir am Sonntagmorgen Budapest. Wir folgen der Donau und wechseln nach einigen Kilometern auf die Insel Csepe. Riesige Wohnsiedlungen reihen sich aneinander und wir haben das Gefühl, dass die Stadt nicht enden will. Als wir Budapest endlich hinter uns haben, folgte die nächste Ueberraschung. „Auchan“, eine Supermarktkette, die wir aus Frankreich kennen, hat einen riesigen Laden aufgestellt.
 Auf dem grossen Parkplatz verlieren sich die wenigen Autos, die Leute kommen mit dem Linienbus einkaufen. Der Laden mit 50 Kassen ist heute sicher noch viel zu gross, aber da wird wohl auf die Zukunft gesetzt.Nach der Unterquerung der Autobahnumfahrung wird es schnell ruhiger auf den Strassen und die Landwirtschaft gewinnt die Oberhand. Ein hilfreicher Rückenwind schiebt uns durch die Gegend. Wir passieren Rackeve, welches zwar über Hotels verfügt, aber nach dem Ruhetag wollten wir etwas weiter fahren. Nach Makad passieren wir einen (fast wilden) Campingplatz, entlang der Donau. Am Ende der Insel ist ein kleines Kraftwerk mit einem Uebergang für Fussgänger und Radfahrer Richtung Tass. Dieser Uebergang ist auf den wenigsten Karten ersichtlich, aber es gibt ihn tatsächlich.
Superwetter beim Verlassen von Budapest Getreide fast bis zum Horizont
Da es in Tass keine Unterkunft geben soll, fahren wir auf der „51“ weiter und stossen bereits nach 5 km bei Szalkszentmarton auf ein Motel, welches einen guten Eindruck macht. In einem sauberen Zimmer (ca. 20 Euro) verbringen wir nach einem feinen Essen eine gute Nacht.
Szalkszentmarton – Kalocsa – Fajsz (7. Etappe, Mo 4.7.2005, 5:10 h, ca. 74 km)

Stillgelegte Fähre
Das schöne Wetter ist weiterhin unser Begleiter und auch der Wind schiebt weiter von hinten.
Wir folgen weiterhin der „51“ und staunen, dass bereits nach etwa 10 km ein weiteres Motel steht. Wir verpflegen uns laufend in Dorfläden und erreichen am frühen Nachmittag Kalocsa, der grösste Ort am heutigen Tag.
Eine grosse Orientierungstafel macht uns klar, dass wir hier keine Unterkunft finden würden, was uns von Passanten bestätigt wird. Zwei um Geld bettelnden Knaben offerieren wir von unseren Süssigkeiten, aber nur einer ist interessiert.
Wir machen uns weiter Richtung Süden und nach 13 km erreichen wir die Abzweigung zum Dorf Fajsz. Doris macht am Dorfrand Pause, während ich die rechteckig angelegten Strassen nach einer Unterkunft suchend, abfahre. Ein Cabriolet mit Wiener Schildern wird schliesslich unsere „Rettung“. Der pensionierte Ungar, der sowohl hier wie auch in Wien lebt, erklärt mir, bei welcher Gaststätte auch Zimmer vermietet würden. (Auf der Einfahrtsstrasse ins Dorf nach etwa 2-300m auf der rechten Seite. Die Gaststätte befindet sich im Untergeschoss)Mit Händen und Füssen mache ich darauf dem freundlichen Gastwirt klar, was ich suche. Schliesslich verstehen wir uns bestens und wir erhalten für 12 Euro ein einfaches Zimmer mit Dusche/WC einen Stock höher. Stolz zeigt uns der Hausherr seine zwei Pferde und eine halbe Stunde folgen wir seiner Frau nach, die uns die Pferde nochmals zeigt!

Bereit zum Auftanken Knoblauch gegen Vampire?

Vor dem Essen rekognosziere ich für den Folgetag noch den Weg auf dem Damm und schaue mir noch die Anlegestelle der stillgelegten Fähre an. Achtung ! Auf vielen Karten wird diese Fährverbindung immer noch geführt. Sie ist aber wegen der nahe gelegenen neuen Autobahnbrücke nicht mehr in Betrieb.

Fajsz – Baja – Dunalfalva (Fähre) – Mohacs (8. Etappe, Di 5.7.2005, 5:05 h, ca. 75 km)

Mehrverkehr
Am nächsten Morgen staunen wir nicht schlecht. Im Zentrum ist Markt und wir treffen unsere Wirtin, die uns ihr Kleidergeschäft und ihre zweite Gaststätte zeigt. Eine sehr arbeitsame Person!
Nach unserem morgendlichen Einkauf folgen wir wieder dem Damm, der gut befahrbar ist. Die ersten km sind ungeteert, danach mit neuem Belag fast perfekt!
In Baja fahren wir über den Hauptplatz, an welchem das Hotel Dunaliegt. Wir folgen der „51“ um kurz vor Ortsende nach rechts, Richtung Szeremle abzubiegen. Beim Dorfeingang wechseln wir wieder auf den Damm und lassen Szeremle links liegen.

Bei Dunalfalva entschliessen wir uns auf die Fähre zu warten, um auf der rechten Donauseite weiter zu fahren. Diese Idee erweist sich als ein Flop. Die Strasse „56“ ist recht stark befahren und während wir neben den Spurrinnen balancieren, donnern die Brummis an uns vorbei. Zudem sind die 15 km noch leicht hügelig, etwas, was wir gar nicht mehr gewohnt sind.

…und alle fahrtüchtig, wohlverstanden! Die Donaufähre nach Dunaszekcsö

Im Stadthaus von Mohacs erhalte ich einen kleinen Stadtplan mit den drei eingezeichneten Hotels. Wir entscheiden uns für das Schönste, dasjenige bei der Fährstation und geniessen wieder einmal etwas Wohlstand.
Um dem lästigen Lastwagenverkehr zu entgehen, beschliessen wir am Abend, unsere Reise direkt über Serbien fortzusetzen und nicht wie eigentlich geplant durch Kroatien und dann nach Novi Sad.

Mohacs (Fähre) – Sombor (SCG) (9. Etappe, Mi 6.7.2005, 3:20 h, ca. 54 km)

Durchs ruhige Grenzland nach Serbien
Nach dem Frühstück geht es zuerst einmal mit der Fähre, direkt neben dem Hotel, zurück ans linke Ufer. Die Nebenstrassen sind wie leergefegt und wir geniessen bei angenehmem Wetter die Fahrt zur Grenzstation bei Back Breg. Wie auf der ganzen Reise sind die Zollbeamten auch hier sehr freundlich, nachdem sie uns über unser Reiseziel ausgefragt haben. Wir wechseln noch etwas serbischen Geld und erhalten noch einen Prospekt über Sombor (unser heutiges Ziel) in die Hand gedrückt.Wir sind schon kurz nach Mittag in Sombor und haben das Hotel im Zentrum schnell gefunden. Es befindet sich im höchsten Gebäude und heisst neu „Internacional“  (früher Sloboda). Die Sanierung ist in vollem Gang und wir erhalten ein schönes Zimmer in einem der obersten Stockwerke. Die Fahrt mit dem Lift entpuppt sich als ein Erlebnis für sich. Die Kabine hat auf beide Seiten Ausgänge. Klapptüren sollen sichern, dass man nicht am Schacht hängen bleibt. Nur, nach der Wahl des Stockwerks, müssen beide Klappen Richtung Schacht gedrückt werden, damit der Lift nicht mangels Kontakten stehen bleibt. Dank meiner Spannweite geht alles glatt.

An der Grenze Ungarn/Serbien Kommt der Formel 1-Nachwuchs bald aus Sombor?

Ein Teil des Zentrums ist den Fussgängern vorbehalten und so geniessen wir den Stadtrundgang und die schon fast südländische Atmosphäre in den Strassencafés.

Sombor – Bac – Karadesovo (10. Etappe, Do 7.7.2005, 4:00 h, ca. 60 km)

 

Keine besonderen Vorkommnisse
Ueber diesen Tag weiss ich eigentlich nicht allzu viel zu erzählen. Wir haben unsere Kilometer abgespult und ab Mittag nach einer Unterkunft Ausschau gehalten.Bei Bac wartet Doris wieder am Dorfrand, während ich mich auf die Suche nach einem Hotel mache. Ein Wegweiser schickt mich ans andere Dorfende, wo ich bei einem schönen Restaurant „anklopfe“.
Die schicken mich leider drei Häuser weiter, wo tatsächlich so etwas wie eine Pension steht (sie heisst Jagdhaus oder so ähnlich). Drei Männer sitzen herum und zwei zeigen mir ein sehr schmuddliges Zimmer. Die Nasszelle sieht noch schlimmer aus. Auf meine Frage nach dem Preis entsteht eine längere Diskussion auf serbisch bis mir 20 Euro pro Person ohne Frühstück angeboten werden.
Wir entscheiden uns weiterzufahren und stossen bald auf ein Feriencamp, wo wir zum gleichen Preis ein ganzes 3-Zimmer Holzhaus für uns allein bekommen.

Hier wird Baumaterial getrocknet Ein ganzes Haus für uns

 

Karadesovo – (querfeldein) – Novi Sad (11. Etappe, Fr 8.7.2005, 5:20 h, ca. 66 km)

Querfeldein
Es hat auf unserer Reise ab und zu langweilige Tage gegeben. Dieser gehört definitiv nicht dazu. Wir machen uns früh auf den Weg, mit der Absicht, Novi Sad noch vor dem Mittag zu erreichen. Doch aus der geschätzten Fahrzeit von 3,5 Stunden wird nichts.Gemäss einer Karte gibt es eine Strasse von Tovarisevo nach Silbas, die uns einen Umweg ersparen könnte. Da die Nebenstrassen häufig nicht beschildert sind, fragen wir, als wir das erste Mal unsicher sind, noch jemanden. Aufgrund des GPS merken wir, dass die Richtung falsch ist, und wir zu nördlich kommen. Jeder normale Mensch wäre jetzt einfach umgekehrt, aber was heisst schon normal.
Mit Hilfe des GPS wissen wir zwar immer wo wir sind, nur die Wege werden zu Pfaden und hören bei einer Bahnlinie ganz auf. Wir buckeln unsere Last über den Bahndamm und stossen bald wieder auf Pfade, die sich in Wege verbreitern und nach anderthalb Stunden haben wir die 8 km zur gewünschten Strasse tatsächlich geschafft!

Plötzlich war der Weg verschwunden Abend in Novi Sad

Müde erreichen wir am Nachmittag Novi Sad, eine ziemlich lebhafte Stadt. Eigentlich haben wir geplant im Zentrum im Hotel Vojvodina zu nächtigen. Wegen eines grossen Musik-Festivals ist alles besetzt und wir landen im Hotel Park, einer guten Adresse in Novi Sad, und erst noch zu einem vernünftigen Preis.
Wir spazieren am Abend noch in der sehr belebten Innenstadt und finden in einer Seitenstrasse ein ruhiges Restaurant. Wie immer an Ruhetagen schlafen wir am nächsten Morgen aus, bevor wir uns zu einer Stadtbesichtigung auf den Weg machen.

Wien – Donaudelta 2005 Woche 3

3. Woche (von Novi Sad nach Orsava, ca. 362 km)

Für diese Woche haben wir uns den Karpatendurchbruch vorgenommen. Es ist die abwechslungsreichste Woche unserer Reise. Dies nicht nur bezüglich der Landschaft sondern auch wegen des Wetters.
Nun kommen die Informationen von BikeRomania zum Zuge. Wir haben uns das Discovery-Set schicken lassen, aus welchem uns vor allem die Huber-Karte ROMANIA (1:600’000) wertvolle Unterstützung leistet.

Novi Sad – Titel – Kovacica – Pancevo (12. Etappe, So 10.7.2005, 7:20 h, ca. 120 km)

Anhaltender Westwind
Sonntags lässt es sich auch in grossen Städten gut Radfahren. Auf jeden Fall sind wir im Nu aus Novi Sad heraus. Schwach geschwungene Hügelketten ermöglichen immer wieder einen Blick ins Tal der Donau. In Titel halten wir für eine Mittagspause. Der Himmel weiss nicht recht, ob er etwas Regen schicken soll. Er lässt es dann aber bleiben. Wir kreuzen die Theiss (Tisa). In Perlez erwischen wir zum Glück den kürzesten Weg (westlich durch das Dorf und nach etwa 3 km rechts auf der Hauptstrasse nach Süden und nach der Eisenbahnüberführung wieder westwärts Richtung Farkazdi.

Doris beim Kartenstudium Leider hatten wir keinen Platz für Idefix

Eigentlich haben wir mit einer Unterkunft in Kovacica gerechnet. Doch auch Rückfragen bei der Bevölkerung helfen uns nicht weiter. Da wir keine Lust zum wild zelten haben, ändern wir unsere Richtung nach Süden. Wir müssen bis Pancevo durchhalten, um dort im Zentrum endlich so etwas wie ein Hotel zu finden. (Hotel Tamis, DZ inkl. Frühstück 30 Euro)

Pancevo – Kovin  (13. Etappe, Mo 11.7.2005, 2:55 h, ca. 40 km)

Kurzetappe
Wir entschliessen uns für eine kurze Etappe und verlassen Pancevo nach einem eher ungemütlichen Frühstück. Wir passieren einige riesige Industriekomplexe (in Betrieb) die eine gewaltige Luftverschmutzung verursachen. Viel schlimmer war es wohl 1999, nachdem die Nato diese Gelände gezielt bombardierte und tagelang schwarzer Rauch emporstieg (siehe)

Mitten auf dem Land Seitenstrasse

Jedenfalls sind wir froh, bald wieder durch die Landwirtschaft zwischen den Dörfern fahren zu können. Wir sind schon um die Mittagszeit in Kovin, dessen Donaubrücke 1999 ebenfalls zerbombt wurde. Nach kurzer Suche finden wir ein Restaurant, welches auch Zimmer vermietet. (Hotel Derby, DZ inkl. Frühstück 30 Euro)

Kovin – Bela Crkva  (14. Etappe, Di 12.7.2005, 3:15 h, ca. 52 km)

Die Karpaten in Sichtweite
Wir haben uns entschieden, den Karpatendurchbruch auf der linken Donauseite zu meistern. Diese ist zwar weniger dicht besiedelt, dafür bleibt die Strasse mehrheitlich auf Flusshöhe und es hat keine Tunnels.Vor der Weiterfahrt decken wir uns auf dem Markt von Kovin noch mit einigen „Fressalien“ ein. Die Kücken gehören natürlich nicht dazu.
Die Fahrt gestaltet sich abwechslungsreicher als die letzten Tage. Die ersten Hügel sind zwar etwas anstrengender, aber belohnen uns mit guter Rundsicht.
In Vracev Gaj ist auf unseren Karten eine Verbindungsstrasse nach Socol (Rum) eingezeichnet. In einem Strassencafé bringen wir in Erfahrung, dass der Grenzposten seit Jahrzehnten nicht mehr in Betrieb ist. Die Brücke nach Rumänien sei zwar intakt, aber ohne fehlende Einreisestempel könnten wir später Probleme bekommen.

Auf dem Markt in Kovin Die Jungs aus Dubovac hätten uns am liebsten begleitet!

Wir verzichten auf das Experiment und fahren weiter nach Bela Crkva, wo bereits beim Ortseingang die Lage einer Pension signalisiert ist. Sie gehört zum Rest. Sokolac und ohne Frühstück bezahlen wir dort für ein ordentliches Zimmer 10 Euro je Person.

Bela Crkva (SCG) – Coronini (ROM) bei Moldova Veche (15. Etappe, Mi 13.7.2005, 3:50 h, ca. 49 km)

Durch Niemandsland
Wir haben hatten bereits am Vorabend eingekauft und machen uns zeitig auf den Weg nach Rumänien. Die Strasse führt in leicht hügeliges Gebiet und obwohl landwirtschaftlich genutzt, sahen wir kaum einen Menschen oder ein Fahrzeug. Der Grenzort Kaluderovo macht einen verlassenen Eindruck und einige Häuser scheinen endgültig aufgegeben.
Die Einreise nach Rumänien dauert keine 2 Minuten. Die Zollbeamten sind sehr freundlich. Wenn in älteren Reiseberichten von Schwierigkeiten wegen Visa etc. berichtet wurde, können wir für die ganze Reise feststellen, dass uns bei keinem Länderwechsel irgend welche Schwierigkeiten entstanden sind.

Im Grenzgebiet Serbien/Rumänien Auf der Passhöhe

Kurz nach der Grenze kommt die Sonne und begleitet und auf unserem Weg durch die „Berge“, der höchsten Erhebung auf unseren 2000 km. Die Passhöhe, 400m ü.M. (Mit Google Earth nachgeprüft) zeichnet sich durch arge Verschmutzung aus.

Auf der Abfahrt geht meine Sattelstütze (bzw. eine Schraube) in Brüche. Wegen der schlechten Strasse ist das Tempo nicht so hoch und alles verläuft glimpflich. Die einzige Schraube, die den Sattel festgehalten hatte, ist beim Beginn des Gewindes gebrochen. Die 7mm-Schraube, sollte uns in den nächsten Tagen noch etwas beschäftigen. Ich kann es vorwegnehmen, dass wir in keiner Kleinstadt, weder in Rumänien, Serbien oder Bulgarien Ersatz (7mm) gefunden haben. Schliesslich reparierte ich provisorisch mit einer längeren 6mm Schraube, welche etwa 100 km durchhielt. Die zweite hielt dann sogar bis am Schluss der Reise.

Ueberhaupt ist dies ein ereignisreicher Tag. Weder in Moldova Veche noch in Moldova Noua finden wir eine Unterkunft. Immerhin können wir einen Einkauf mit Euro tätigen und das Wechselgeld in Lei beziehen, so dass wir uns für alle Notfälle gerüstet fühlen. Wir fahren einige Kilometer bis Coronini, wo wir beim schönen Restaurant „Happi Fish“ nach einem Zimmer fragen. Diese sind gerade im Bau und sollten ab 2006 einsatzfähig sein. Immerhin dürfen wir neben dem Haus, mit schönster Sicht auf die Donau, unser Zelt aufstellen. Wir schaffen es rechtzeitig vor dem drohenden Gewitter und verbringen den restlichen Abend mit ausgiebigem Speisen. Unter tausendfachem Froschgequake vom Donauufer schlafen wir mässig gut.
Etwa 12 km vor Moldova Veche sind wir an einem neuen Hotel (Motel Luisa) vorbeigefahren, welches in Hinblick auf den langsam wachsenden Tourismus weitab grösserer Ortschaften im Grünen erstellt worden ist.

Coronini – Orsova (16. Etappe, Do 14.7.2005, 7:30 h, ca. 101 km)

Der Karpatendurchbruch
Mein nächstes Plädoyer fürs Zelten wird es noch schwieriger haben. Irgendwo bei den Füssen berührte das Innenzelt die äussere Hülle, was uns eine kleine Wasserlache beschert, die glücklicherweise aber keine weiteren Unannehmlichkeiten verursacht.
Eine Gruppe Truthühner begrüsst uns am Morgen vor dem Zelt, während wir alles verstauen. Da das Restaurant noch geschlossen ist, greifen wir für das Frühstück auf unsere Reserveproviant zurück. Nach wenigen Kilometern Fahrt halten wir beim Restaurant „LA DEIAN & DEDA  SRL“ für einen Kaffee und erfahren, dass es hier Zimmer gibt!!
Leider haben wir diese (schönste) Strecke unserer Reise ausgerechnet den einzigen Schlechtwettertag erwischt und so ziehen wir unsere Regenkleider mehrmals an und aus. Der Wind bläst aus allen Richtungen, selten von hinten. Dafür haben wir die Strasse fast ganz für uns allen. Die meisten Lastwagen verkehren auf der serbischen Seite der Donau, wo die Strasse ständig auf und ab geht. Die Dörfer liegen weit auseinander. Einzelne Schiffe fahren auf der Donau, die hier auf über 100 km gestaut ist und wegen der Berge an den Vierwaldstättersee in der Innerschweiz erinnern.

Rechts abbiegen verboten! Ruine mitten im Karpatendurchbruch

Neben Industrieruinen haben sich auch einige neue Firmen (z.B. swiss wood) angesiedelt. Gegen Mittag erreichen wir bei Flusskilometer 1001 den Weiler Le Gogu (5 km vor Svinita), wo man in einigen Holzhütten neben einem Restaurant übernachten könnte. Wir beschliessen weiterzufahren und kommen eigentlich gut voran. Allerdings werden wir auf den letzten 30 km von mehreren kleineren, aber happigen Steigungen (80 – 150 m) überrascht, was den Tag unvorhergesehen in die Länge zieht.

Immerhin führt uns die letzte Abfahrt direkt vor das neue Hotel Meridian im Zentrum von Orsova. Wir geniessen wieder einmal die drei ***, die absolut verdient sind und freuen uns auf den folgenden Ruhetag. Im Zimmerpreis von ca. 45 Euro ist ein grosszügiges Frühstück inbegriffen.
Orsova erscheint als neue recht „westlich“ gebaute Stadt, was damit zusammenhängen dürfte, dass es vor dem Bau des Staudammes „Eisernes Tor“ im heute überschwemmten Tal lag. In Orsova gibt es Bancomaten, Internet-Cafés, alle möglichen Geschäfte und eine „See“-Promenade. Wir haben an unserem Ruhetag natürlich wieder herrliches Wetter, welches uns für die nächsten 2 Wochen fast immer erhalten bleibt.

Wien – Donaudelta 2005 Woche 4

4. Woche (von Orsava nach Oltenita, ca. 555 km)

Nach ausgiebiger Diskussion beschliessen wir, einige Tage auf dem rechten Donauufer zu fahren. Die befürchteten Hügel erweisen sich vorerst als harmlos.

Orsova (ROM) – Negotin (SCG)  (17. Etappe, Sa 16.7.2005, 6:10 h, ca. 87 km)

Nochmals nach Serbien
Es ist schon recht heiss, als wir den riesigen, 1 km breiten Damm „Eisernes Tor“überqueren, um nochmals einen Tag in Serbien zu verbringen. Wir sind schnell einmal in Kladovo, wo wir kleine Einkäufe tätigen. Danach kürzen wir die „Donaunase“ ab und überqueren den einzigen nennenswerten Hügel des Tages.
Die Hitze zwingt uns zu häufigeren Trinkpausen als gewohnt. Nach Brza Palanka führt die Strasse nicht mehr durch die Dörfer, sondern etwas oberhalb der Donau entlang. Unser Getränkevorrat neigt sich dem Ende, als wir kurz vor Negotin im Hotel Dimic etwas kaufen wollen. Die Tochter des Wirtes erklärt uns in perfektem Deutsch, dass hier ein Hochzeitsfest im Gange sei und lädt uns gleich ein. Auch der Vater der Braut, der in Deutschland lebt, freut sich über unsere Visite und so werden wir mit Getränken und Eis versorgt.

Staudamm „Eisernes Tor“ Badestrand in Brza Palanka
Die letzten Kilometer nach Negotin sind dann nur noch eine Kleinigkeit und auch der in die falsche Richtung zeigende Hotelwegweiser kann uns nicht mehr erschüttern. Das Hotel, in einem der höchsten Gebäude, in der Nähe der Fussgängerzone ist allerdings ungewöhnlich. Schmuddlige Zimmer sind wir langsam gewohnt und auch die Nasszelle kann uns nicht mehr erschüttern. Hingegen irritiert uns, dass die oberen Stockwerke als (Sozial ?)-Wohnungen genutzt sind, was zu einem lebhaften Betrieb  im Treppenhaus bis spät in die Nacht führt.
Negotin (SCG) – Vidin (BUL) (18. Etappe, So 17.7.2005, 3:20 h, ca. 45 km)

Kurzetappe nach Bulgarien
Nach unserem Frühstück (Picknick) im Zimmer geht die Fahrt bei leichtem Regen Richtung bulgarische Grenze.
Ausser ein paar wenigen Lastwagen hat es kein Verkehr. Die Abfertigung am Zoll geht schnell und kaum sind wir in Bulgarien kommt auch schon die Sonne!
Nach Gamzovo steigt die Strasse auf über 200 m ü.M., was danach mit einer tollen Abfahrt Richtung Vidin belohnt wird.
Im Zentrum von Vidin fahren wir bis zur Donau und steigen im erstbesten Hotel ab, welches als einziges mittels Wegweiser (Hotel Dunav) auf sich hinweist.

Einfaches Dorfhaus Donaukreuzfahrt flussaufwärts

Bei unserem Nachmittags-Spaziergang stossen wir auf weitere, schönere Hotels, eines davon ganz neu. An der Uferpromenade kommen wir mit Gästen eines Kreuzfahrtschiffes ins Gespräch, welches in 12 Tagen vom Donaudelta nach Passau fährt. Den lauen Abend beschliessen wir mit einem Essen in einem der Gartenrestaurants bei der Donau.

Vidin – Lom (19. Etappe, Mo 18.7.2005, 3:55 h, ca. 56 km)

Start der Schönwetterperiode
Bei wolkenlosem Himmel starten wir heute Montag in Vidin.
Wir haben uns vorgenommen, nicht mehr darauf hereinzufallen, wenn jemand verneinend den Kopf bewegt und damit eine Frage bejahen will, bzw. nickt, wenn er/sie etwas verneint. Total ungewohnt! Heute nimmt die Zahl der kleinen Steigungen etwas zu. Trotz der aufkommenden Hitze erreichen wir Lom am frühen Nachmittag. Direkt beim Hafen finden wir für einmal wieder ein angenehmes Hotel (Transimpex, ca. 35 Euro, ohne Frühstück).

Schwungvoll Zwischenhalt

Lom – Kozloduj  (20. Etappe, Di 19.7.2005, 3:35 h, ca. 47 km)

 

Immer wieder Störche
Die Strasse beginnt mit einer heftigen Steigung am Stadtrand von Lom (ca. 120 Höhenmeter) um uns danach auf eine Art Hochebene zu führen.
Das ganze Gebiet wird mit einer  landwirtschaftlich genutzt. Auffallend für uns ist die Mischung von Motorisierung und Eselskarren.
Wie fast auf der ganzen Strecke thronen auch heute immer wieder Storchenpaare mit ihren Jungen in ihren hochgelegenen Nestern in den Bauerndörfern. Ein kleiner Nebenfluss der Donau zwingt uns kurz 100 m hinunter und nach der Brücke gleich wieder hinauf. Wir werden mit einer tollen Aussicht über die Donau hinüber nach Rumänien entschädigt.

Auf dem Weg zum Markt Storchenfamilie

In Kozloduj haben wir genügend Zeit zuerst die Stadt per Rad zu erkunden, bevor wir uns zum einzigen Hotel (Istar, 35 Euro inkl. Frühstück) begeben, welches frisch renoviert problemlos an westlichen Standard heranreicht. Wir erhalten dort ein Abendessen, so gut wie selten auf der ganzen Reise.

Kozloduj (BUL) – Corabia (ROM) (21. Etappe, Mi 20.7.2005, 5:35 h, ca. 92 km)

Zurück nach Rumänien
Wir verlassen Kozloduj nach einem ausgiebigen Frühstück Richtung Orjahovo. Ein kräftiger Nordwestwind unterstützt uns die ersten Kilometer. Nach der Ueberquerung eines kleinen Nebenflusses der Donau biegen wir in Mizjia links in die Strasse ’15‘ ein, um den Hügel zu umfahren. Die Strasse ist total neu (mit EU-Geldern) und ist ein Genuss zu fahren (da noch keine Autos). Die Bauarbeiter erfreuen sich an uns, als ob wir die ersten Benutzer wären.

Postoffice Trauerzug

Die Fähre in Orjahovo fährt etwa alle 1-2 Stunden, genauer kann es uns die Schalterbeamtin auch nicht sagen. Nach der Zollkontrolle warten wir dann im Schatten grosser Brummis und Doris lässt sich von einem österreichischen Lastwagenfahrer eine Flasche bulgarischen Wein schenken.
Auf der rumänischen Seite kommen wir in Bechet an der Hauptkreuzung an einem Gebäude vorbei, welches mit Hotel angeschrieben ist. Laut Aussagen eines anderen Radlers soll es allerdings in Bechet kein Hotel geben. Der schon erwähnte Wind hilft uns heute mächtig und wir kommen gut voran.

Der nächste grössere Ort Corabia erreichen wir gegen Abend. Nach längerer Suche (eine Fehlinformation leitet uns zuerst zum Hafen) finden wir an der Hauptstrasse im Dorf bei einem ausgedienten Restaurant so etwas wie ein Hotel. Es ist total heruntergekommen. Das hätte uns eigentlich nicht so sehr gestört, wenn es bei dem angekündigten stolzen Preis von 20 Euro für das Doppelzimmer geblieben wäre. Eine halbe Stunde später kommt die Besitzerin oder Wirtin oder was auch immer und verlangt glatte 40 Euro für dieses Loch, was wir zähneknirschend bezahlen, da wir nach einem langen Reisetag schon ziemlich geschafft sind. Unser Fazit: Corabia als Uebernachtungsort ist absolut nicht empfehlenswert!

Da Unterkunftsmöglichkeiten in dieser Gegend äusserst dünn gesät sind, wäre es vielleicht besser gewesen noch etwas länger auf der bulgarischen Seite der Donau zu verbleiben.

Corabia – Zimnicea  (22. Etappe, Do 21.7.2005, 5:35 h, ca. 85 km)

Dorf- und Landleben
Nach einem eingekauften Frühstück verlassen wir unsere schmutzige Bleibe und geniessen die Morgenstimmung entlang der Donau. Immer wieder sehen wir kleinere Gänseherden, die sich bei Tümpeln erfrischen. In den Dörfern gehören Hühner und Truten zum Strassenbild.Für die einheimische Landbevölkerung scheinen wir in unserer Radmontur und mit den gepackten Rädern nicht besonders viel Vertrauen zu erwecken. Bei einigen unserer Zwischenhalte in den Dörfern wurden demonstrativ offene Gartentore geschlossen. Von der an anderer Stelle gepriesenen rumänischen Freundlichkeit haben wir auf dem Land nichts gespürt.

Dorfleben Landleben

Ueber Mittag ist es sehr heiss und wir sind froh Zimnicea (die südlichste Stadt Rumäniens) kurz nach Mittag zu erreichen. Endlich wieder einmal ein Ort mit Zentrum und einigen Läden. Wir steigen im einzigen Hotel (Hotel Zimnicea) ab und erhalten ein sauberes Zimmer. Auf eine Dusche haben wir uns allerdings zu früh gefreut. Die Wasserversorgung der Stadt hat seit einigen Tagen eine Panne, die auch bis am nächsten Morgen nicht behoben war. So gab es denn mit dem bereitgestellten Wasser nur eine Katzenwäsche. Dem Hotel ist ein Restaurant angeschlossen, wo wir sowohl Abendessen wie Frühstück erhalten.

Zimnicea – Giurgiu (23. Etappe, Fr 22.7.2005, 4:15 h, ca. 68 km)

Landwirtschaft
Wir sind wieder früh unterwegs, um der sich abzeichnenden Hitze etwas auszuweichen. Ueberall ist Betrieb. Die Melonenernte ist in vollem Gang. Vom Mähdrescher bis zum Eselskarren sind alle an der Ernte irgendwie beteiligt.

Alle finden auf der Strasse Platz Seitenwechsel

Am zunehmenden Verkehr merken wir, dass wir uns einer Stadt nähern. Giurgiu hat etwa 70000 Einwohner. Die Stadt erscheint uns viel grösser, sind wir doch den starken Verkehr, Lärm und Gestank der Abgase nicht mehr gewohnt. Giurgiu hat mehrere Hotels. Schliesslich landen wir in einem Motel mit Restaurant und Swimming Pool. Das einfache Zimmer ist sauber, nur die Stechmücken halten uns etwas auf Trab.

Am Abend stellen wir fest, dass wir in einem „In“-Lokal gelandet sind. Die Schickeria von Giurgiu speist um den Swimming-Pool herum, bevor sie sich zum nächsten Lokal verschiebt.

Gurgiu – Oltenita  (24. Etappe, Sa 23.7.2005, 5:10 h, ca. 75 km)

Roma Attacke
Wir schlafen schlecht. Licht und Musik vom Restaurant dauern fast die ganze Nacht an. Direkt unter unserem Schlafraum sind Tische für etwas 300 Personen gedeckt. Wir erfahren, dass da heute Abend eine Hochzeit gefeiert wird. Das müssen wir nicht erleben. Wir checken aus und beschliessen, nicht mehr in die Stadt zurück zu fahren. Wir kommen noch an zwei Unterkunftsmöglichkeiten vorbei, die uns aber nicht gefallen.

So machen wir uns auf den Weg nach Oltenita und verschieben unseren Ruhetag auf morgen. Nach dem Verlassen der Hauptstrasse nach Bukarest geht es vorerst recht hügelig weiter, was zusammen mit der Hitze (33 – 35 Grad) einiges von uns verlangt.
Wieder reiht sich Dorf an Dorf. Auf der Karte sieht dies recht harmlos aus. In der Realität sind diese Dörfer meistens Strassendörfer, die sich über Kilometer hinziehen. Häufig ist beim Dorfausgang schon fast der Anfang des nächsten Dorfes zu sehen.

Der Tag bleibt uns allerdings aus einem anderen Anlass in Erinnerung. Wir haben gerade wieder eines der vielen Dörfer durchquert und nähern uns dem Dorfausgang, als sich ein junger Roma auf die Strasse stellt. Naturgemäss verlangsame ich das Tempo und mache einen kleinen Bogen um den Kerl. Ich staune nicht schlecht, als er versucht, einen meiner hinten befestigten Seesäcke vom Rad zu reissen und mich beinahe zum stürzen bringt. Der Sack hält und er rennt unverrichteter Dinge davon. Ich halte an und schreie ihm etwas von „Polizei“ hinterher. Als Antwort kommen noch einige Dreckklumpen geflogen.

Blick aus dem Zimmer in Oltenita Die Pension im 1. Stock im Zentrum der
Fussgängerzone von Oltenita

Wir fahren etwas geschockt weiter und trauen niemandem mehr, der auf der Strasse herumsteht. Wir sind froh, im Zentrum von Oltenita eine Pension zu finden, wo wir für zwei Nächte bleiben.

Wien – Donaudelta 2005 Woche 5

5. Woche (von Oltenita zum Daunau-Delta, ca. 346 km)

Um es vorweg zu nehmen: Auch unsere fünfte Tourwoche ist durch viel Sonne und grosse Hitze geprägt, was uns zum Teil morgens sehr früh starten liess.

Oltenita – Calarasi  (25. Etappe, Mo 25.7.2005, 4:40 h, ca. 77 km)

Superwetter
Wir verlassen Oltenita und finden uns sofort wieder in der Landwirtschaft. Wir passieren Dorf um Dorf. Auch dieser Tag ist wie schon die letzten landschaftlich nicht besonders abwechslungsreich.

Am Dorfrand von Manastirea Das Schwarze Meer wird angekündigt

Ohne irgendwelche Probleme kommen wir nach Calarasi, eine Stadt, die sich ebenfalls sehr in die länge zieht. Wir suchen das Hotel Calarasi, das sich hinter einem riesigen Prunkbau einer Bank befindet.
Zu Fuss machen wir uns auf die Suche nach etwas Essbarem und finden eine Pizzeria mit einem netten Garten im Hinterhof.

Calarasi – Fetesti Gara (26. Etappe, Di 26.7.2005, 3:15 h, ca. 54 km)

ZiehbrunnenNachdem wir in den letzten Tagen die Donau nur aufgrund der Uferbepflanzung lokalisieren konnten, führt uns die Strasse heute wieder etwas näher an den Fluss.
Wir durchqueren Dörfer, die noch keine zeitgemässe Wasserversorgung haben und erfreuen uns an riesigen Sonnenblumenfeldern.

Die Wasserversorgung Sonnenblumen so weit das Auge reicht

Die Kilometersteine halten uns heute etwas auf Trab. Die Angaben für Fetesti beziehen sich auf die Gemeindegrenze, so dass bis Fetesti Gara nochmals etwa 10 km anfallen. Wir fahren bis zum Bahnhof, wo sich auch das Hotel Miorita befindet. Der Betrieb um den Bahnhof ist etwas hektisch, das Zimmer soweit ok, obwohl es auch in der Nacht noch ziemlich warm bleibt.

Fetesti Gara – Kreuzung 3B/2A  (27. Etappe, Mi 27.7.2005, 2:25 h, ca. 40 km)

Kurzetappe
Da uns angesichts der anhaltenden Hitze eine Etappe von 120 km zu happig erscheint, teilen wir die Strecke und peilen das in einem anderen Bericht bekannte Motel, an der oben erwähnten Kreuzung, an.
Noch vor dem Mittagessen beziehen wir ein kleines sauberes Zimmer und faulenzen den Rest des Tages.
Die Nacht ist ziemlich unruhig. Da das Restaurant rund um die Uhr geöffnet hat, ist ein ständiges Kommen und Gehen. Das Ein- und Aussteigen unter unserem Fenster war natürlich nicht lautlos zu schaffen und jeder muss beim Wegfahren mit dem Gaspedal auf seine PS hinweisen.

Etwa 15 km nördlich von Fetesti Dorfleben in Facaeni

 

Kreuzung 3B/2A – Braila (28. Etappe, Do 28.7.2005, 4:20 h, ca. 77 km)

Hitze
Nach dieser lärmigen Nacht sitzen wir schon vor 7 Uhr wieder auf unseren Rädern und schätzen die Morgenfrische. Am Mittag soll es wieder (wie die ganze Woche) um die 35 Grad heiss werden.Die gewählte Nebenstrasse von der Kreuzung 3B/2A scheint eine beliebte Abkürzung zu sein. Relativ viele Lastwagen verkehren auf ihr. Allerdings werden diese durch noch mehr Pferdefuhrwerke und Traktorkarren ständig zu einem tiefen Tempo gezwungen.
Je mehr wir uns Braila nähern, scheint es den Leuten in den Dörfern besser zu gehen. Die Häuser sind gepflegter und auch einzelne Industriebetriebe sind auszumachen.

Mit über 200’000 Einwohnern ist Braila seit Giurgiu die weitaus grösste Stadt, in welcher sogar Strassenbahnen verkehren. Die Strasse „21“ führt uns 2,5 km vor dem Stadtzentrum an das neue Hotel Triumph*** (ca. 35 Euro inkl. Frühstück), wo wir sofort einchecken. Zuerst gibt es ein kühles Bier, bevor wir uns im klimatisierten Zimmer etwas erholen.

Gegen Abend gehen wir zu Fuss in das Zentrum und besichtigen die Stadt. Die vielen Baustellen zeigen, dass sich hier einiges tut. Danach suchen wir eine Essgelegenheit und lassen uns mit einem Taxi wieder zum Hotel fahren.
Braila ist mit Hotels gut erschlossen

Fuhrwerk Braila

 

Braila – Isaccea (29. Etappe, Fr 29.7.2005, 4:15 h, ca. 61 km)

Die letzte Donauüberquerung
Heute sind wir etwas später dran, als gewünscht, aber das Frühstück im Hotel hat etwas länger gedauert. Quer durch die Stadt fahren wir zum Hafen und erreichen gerade rechtzeitig eine Fähre, die ablegt, kaum haben wir sie betreten. Das ist jetzt also die letzte (18.) Ueberquerung der Donau auf unserer Reise. Bis Macin folgen durch ein schöne Ebene der alten Donau. Ueberall wird gefischt. Die Regenfälle in weiten Teilen von Rumänien haben das Wasser hier deutlich ansteigen lassen.

Ueberall wird gefischt Ein Blick hinüber zur Ukraine

Die Hügel hinter Macin zählen zu den ältesten Gebirgen der Welt, entsprechend abgeflacht sind sie dann auch. Wir wählen die Strasse „22“, die östlich der Kette vorbeiführt. Der Tag ist wieder sehr heiss, was uns vor allem bei den häufigen kleinen Anstiegen Mühe bereitet.

Kurz vor unserem heutigen Etappenziel treffen wir auf ein Radlerpaar aus den Niederlanden, welches nach dem Donaudelta den Weg durch die Karpaten nehmen will.
In Isaccea finden wir das Hotel Millenium, wo wir ein Zimmer (ca. 25 Euro) bekommen. Nicht sehr sauber aber es geht. Wir erhalten auch ein bescheidenes Nachtessen, aber es ist dafür auch nicht teuer.

Isaccea – Tulcea (30. Etappe, Sa 30.7.2005, 2:50 h, ca. 37 km)

Die letzte Etappe
Einen Fehler haben wir am Abend vorher gemacht, als wir das Zimmer zusammen mit dem Nachtessen und dem Frühstück bezahlt haben. Obwohl wir mit dem Chef vereinbart haben, dass wir um 7.30 Uhr Frühstücken wollen, ist am morgen kein Mensch vom Personal aufzufinden. Alle schlafen auswärts und schliesslich fahren wir kurz nach 8 Uhr ohne Frühstück los. Wir fühlen uns etwas übers Ohr gehauen und verpflegen uns im nächsten Dorf.

Es bleibt wie am Vortag hügelig und geht ständig auf und ab. Auch die Hitze ist ungebrochen. Mit regelmässigen Trinkpausen schaffen wir aber auch die letzten Kilometer und freuen uns riesig darüber, als wir die überdimensionierte Ortstafel von Tulcea erreichen.
Wir durchqueren die Stadt bis zum Hafen und finden das angepeilte Hotel Delta auf Anhieb und erhalten ein schönes Zimmer (ca. 60 Euro, inkl. Frühstück), das wir uns zum Abschluss unserer Reise nach 2000 km verdient haben.

Endlich, am Ziel unserer Wünsche Hafenpromenade in Tulcea

Am Sonntag machen wir mit einem Touristenboot einen Tagesausflug ins Donaudelta und am Dienstag fahren wir mit dem Bus nach Constanta und zurück.
Da wir nun doch das Bedürfnis haben, bald zu Hause zu sein, wählen wir die schnelle Variante mit einem Taxi nach Bukarest und von dort einen Direktflug mit der Swiss nach Zürich, wo wir am Mittwoch-Nachmittag (3.8.2005) glücklich und voll mit Eindrücken landen.